Vorbereitung und Anreise zum neuen Abenteuer - Tanzania
- carolinbiermann
 - 25. Sept.
 - 6 Min. Lesezeit
 
Zwischen-Woche in Düsseldorf
Die „Zwischen-Woche“ in Düsseldorf war deutlich kürzer und arbeitsintensiver als ich erwartet hatte. Ich hatte mir die Woche total entspannt vorgestellt, da ich ja nun reichlich Erfahrung in Backpack-packen gesammelt habe und außerdem doch alles vorher schon organisiert hatte. Dachte ich.
Aber wie es dann so ist, fällt einem auf, dass man dann doch noch eine andere Camping Tasse braucht. Und eine Thermoskanne und ein Notfall-Biwak. Und dass man vor Monaten noch einen Zahnarzt Termin ausgemacht hat, bei dem gebohrt werden muss. Außerdem wäre auch ein Frisörtermin nicht schlecht. Und Kontaktlinsen. Und für die Hochzeit, auf die ich am Wochenende gehen möchte, will ich ja auch noch etwas vorbereiten. So ist mir die Zeit förmlich zwischen den Fingern zerflossen.
Was auch nicht wenig Zeit eingenommen hat, war die weitere Ausarbeitung meiner Reiseroute. Durch die Reisen der letzten Wochen ist mir klar geworden, dass zu kurze Stops nicht zuträglich sind. Meine einwöchigen Reisen waren toll und ich möchte sie keinesfalls missen, aber wenn man so richtig ankommen möchte in der Destination - gerade wenn sie eine ganz andere Kultur oder abwechslungsreiche Natur hat - dann sind zwei Wochen einfach besser.
Also habe ich meinen bisherigen Pit-Stop in Auckland von 5 Tagen auf 14 Tage ausgeweitet. Außerdem habe ich meine Route durch Fiji und Vanuatu ausgearbeitet und Fiji auf 10 Tage und Vanuatu auf 16 Tage umgebaut. Dass gibt mir genug Zeit auch mal einen Mietwagen zu nehmen und auch mal mit Fähren zu fahren, statt ständig Inlandsflüge hinzu zu buchen.
Eine weitere Änderung, die ich vorgenommen habe ist Kolumbien gegen Peru zu tauschen. Das war nicht ganz einfach mit meinem Around the World Ticket. Aber Ende gut, alles gut. Ich werde die letzten 5 Wochen meines Sabbaticals also in Peru verbringen. Das sollte mir genug Zeit geben die Sehenswürdigkeiten des Landes zu sehen und ggf auch noch per Bus nach Bolivien rüberzufahren, wenn es mir in den Fingern juckt. Wer Empfehlungen für mich hat, immer her damit! :)
Aufbruch nach Tanzania
Montag morgen um 4:45h klingelt der Wecker. Zeit aufzustehen und zum Bahnhof zu fahren. Wie gut, dass ich die gewohnte Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn einkalkuliert habe. Mit rund einer Stunde Verspätung komme ich in Frankfurt an, was mir immer noch genug Zeit lässt entspannt alles abzugeben und durch die Security Checks zu gehen. Mein Backpack ist für die nächsten 5,5 Monate gepackt. Von Daunenschlafsack und Wanderstöcken bis hin zu Bikini und Taucherbrille ist alles dabei. Gesamtgewicht: 14KG - das find ich ganz schön gut für so eine Bandbreite an Sachen und die Dauer der Reise :) Die Idee ist, dass ich nach der Kilimanjaro Tour oder spätestens nach der Äthiopien Tour einen Teil meines Gepäcks per Post nach Hause schicke. Das heißt von hier aus wird es nur noch leichter :)
Über Istanbul geht es dann mit einem kurzen Stop in Sansibar nach Kilimanjaro Airport. In Sansibar bleiben außer mir nur ca 6 weitere Leute im Flieger sitzen für den Weiterflug. Kilimanjaro ist eindeutig keine hochfrequentierte Destination, obwohl man ja schon viel über den Wandertourismus hier hört.
Nachdem wir um 04:30h in der Früh gelandet sind, bin ich happy ein Shuttle vorgebucht zu haben und somit ohne Probleme zu meiner Lodge zu kommen.
Ich schlafe die nächsten drei Tage in einer Grundschule. Bzw in einer Lodge, die direkt an eine Grundschule angeschlossen ist. Ursprung des Ganzen ist ein soziales Projekt zweier Brüder. Einer der beiden lebt vor Ort, der andere in den vereinigten Staaten und gemeinsam haben sie die Stella Maris Grundschule gebaut, die durch die Einnahmen der Stella Maris Lodge finanziert wird. So soll den Kindern vor Ort eine bessere Zukunft ermöglicht werden.
Ich bin zwei Tage vor Beginn meiner großen Kilimanjaro Besteigung schon hier, um es entspannt angehen zu lassen. Von meinem Balkon aus kann ich den Kilimanjaro schon sehen und ich nutze die Zeit, um weiter an meiner Reise zu tüfteln, Rechnungen bezahlen und Freunden zu schreiben, die ich schon viel zu lange habe warten lassen. Auch einen Spaziergang außerhalb des Hotels wage ich. Da es aber nur eine Hauptstraße gibt, mit wenigen kleinen Kiosk und Handwerks-Shops, gibt es nicht viel zu erkunden und als einzige Weiße weit und breit falle ich eindeutig auf. Ich fühle mich nicht wirklich wohl und drehe nach 10 Minuten wieder um. Zumindest die Kinder aus der Schule scheinen sich sehr über mich zu freuen bei meiner Rückkehr und wuseln freudig um mich rum, holen sich High-Fives ab und üben ihr Englisch mit mir.
Einen Tagesausflug mache ich auch. Es geht zunächst nach Moshi, der nächstgelegenen Stadt zu Kilimanjaro. Hier fahren wir am lokalen Markt vorbei und bestaunen die Obst- und Gemüsevielfalt. Aussteigen dürfen wir aber nicht, da es zu gefährlich ist für uns. Danach geht es zum obligatorischen Touri Shop, der auf keiner Tour fehlen darf :D natürlich zertifiziert und von einem very good friend unseres Fahrers („he is like my brother“). Hier werden uns u.a. Tansanite gezeigt - Der Edelstein, der von Rose im Film Titanic erst höchst attraktiv auf nackter Haut getragen und schließlich herzzerreißend in den Ozean geworfen wird, damit er bei Jack, der Liebe ihres Lebens, ist. Hach, romantisch. Hier in Moshi bietet sich nun die einmalige Gelegenheit, für nur 15.000 USD einen Ring mit diesem Stein zu kaufen. Brillanten sind zusätzlich auch verbaut. Natürlich alles zertifiziert. Ich wollte schon immer mal in einem zwielichtigen Einkaufszentrum im Nirgendwo ein Vermögen loswerden…
Nachdem ich mich schlussendlich dann doch für die zwei Postkarten für 2 USD entschieden habe statt für den Ring, geht es mit dem Van weiter nach Materuni. Hier machen wir einen schönen Spaziergang durch tropischen Wald zu einem Wasserfall. Die Landschaft ist wirklich unglaublich schön und natürlich krasses Kontrastprogramm zu Grönland. Sattes Grün, Passionsfrucht-, Avocado-, Papaya- und natürlich Bananen Bäume sehen wir. Die Erde ist rot und staubig. Natürlich bleibt das alles gut haften auf meinen frisch-gewachsten Wanderstiefeln :) Der Wasserfall ist wirklich hübsch so mitten im Wald und es sind auch nicht viele Leute dort. Auf der Tour merkt man schon deutlich den Unterschied zu meinen bisherigen Destinationen. „Pole, pole“ sagt der Tour Guide immer wieder, was sich in „langsam, langsam“ übersetzt. Die Abfahrtszeit ist flexibel, wir können entspannt durch den Wald schlendern und so lange wir möchten am Wasserfall sitzen bleiben. Kein festes Time Schedule und keine Eile. Sehr wohltuend nach den doch sehr klar strukturierten Abläufen den letzten Wochen.
Nach dem Wasserfall geht es zurück und mit dem Van zu einer Kaffee Plantage im Dorf. Hier gibt es erstmal köstliches Mittagessen und dann zeigt man uns wie Kaffee gemacht wird. Von der geernteten und getrockneten Bohne, über das Schälen, Rösten und Zermahlen, bis hin zum finalen Getränk. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte ist, dass es nicht nur eine Demonstration ist, sondern quasi eine ganze Mitmach-Show. Kaum sind die Bohnen in dem riesen Holz-Mörser, halten ich und meine Zimmergenossin abwechselnd einen menschengroßen Holz-Stößel in den Händen und sollen stampfen. Doch da bloßes Stampfen scheinbar eintönig ist, eilen schnell ca 15 Tansanier heran und besingen und beklatschen uns. Mir ist das Anfangs schrecklich peinlich, da wir ja auch nur zu zweit hier sind und mir das Aufgebot der selbsternannten „Coffee Boys“ doch etwas überdimensioniert vorkommt. Aber hey, Hakuna Matata. Ich habe eine Kaffee Experience gebucht und nun bekomme ich eine Kaffee Experience :D Ich nehme es also mit Humor und lasse den Dingen ihren Lauf. Mein besonderes Highlight ist, dass sich zwei der Jungs als meine „personal Paparazzi“ ernennen und non-stop mein Handy und meine Kamera auf mich halten, während ich lächelnd Bohnen im Topf rühre oder motiviert zu den Songs mitklatsche. Sie filmen auch den Kaffee-Prozess ab. Ich muss zugeben, ich bin schwer beeindruckt von den Ergebnissen. Vor allem mein Handy-Fotograf hat keine Mühen gescheut, das volle Set der Foto-Möglichkeiten auszuschöpfen. Portrait Modus, Kino Modus, Slow-Motion! Der Mann gehört in die Film-Branche. Oder zumindest in die Insta-Branche ;) Der selbstgebraute Kaffee schmeckt köstlich und mit einem breiten Grinsen und guter Laune steigen wir wieder in den Van und fahren Heim. Es war ein schöner Tag.
Heute treffe ich die Gruppe. Das Welcome Meeting ist um 17:00h. Ich bin schon gespannt wie die anderen Teilnehmer so beisammen sind. Bin ich fitter oder unfitter als sie? Haben sie sich besonders auf den Trekk vorbereitet und sind Bergsteiger-Cracks? Oder eher mutige Optimisten? Wir werden sehen. Ich habe meinerseits jedenfalls alles an Vorbereitung reingesteckt, was ich konnte. Daumen drücken, dass das für die Gipfelbesteigung reicht.
Ich werde berichten!


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